Reisebericht Vietnam 2017

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Ein Reisebericht von Rolf Biniek (21.10.- 7.11.2017)

2017 habe ich mit meinem Sohn  Paul und dessen Freundin Anna eine Reise nach Vietnam unternommen. Nach einer Woche Touristik bin ich dann für 5 Tage im Heim in Vinh gewesen und habe mich dort mit unserer Projektleitung Kim und Ihrem Mann Günther getroffen.

21.10. – 24.10.2017
Abfahrt von Siegburg nach Frankfurt. Der Flieger nach Saigon ist überwiegend von vietnamesischen Familien mit schulpflichtigen Kindern belegt, die anscheinend in Europa leben und für 14 Tage Heimaturlaub machen.

Wir gönnen uns einen Tag Hanoi und fahren dann als Kleingruppe ins Mekong-Delta. Unserem  Guide Toan hatte ich von unserem Projekt in Vinh erzählt und er hatte gefragt, ob wir hier eine Behinderteneinrichtung besuchen wollen, was wir gerne am 24.10. tun. Unangekündigt werden wir freundlich empfangen und bekommen sofort eine Führung. Staatlich organisiert und unterhalten, 120 Bewohner, davon 10 schwerstbehinderte wie bei uns in Vinh, z.T. Altenheim, z.T. Einrichtung für geistig Behinderte, die irgendwo aufgegriffen wurden und deren Namen nicht bekannt sind. Ein wenig gruselig, weil da etwa  20 Männer hinter einem hohen Zaun stehen und versuchen, mit uns zu reden. Daneben abgetrennt etwa 10 Frauen. Wir sehen einige schwerstbehinderte Kinder, die mit denen bei uns im Heim vergleichbar sind. Guter Pflegezustand. Insgesamt überzeugendes Gesamtkonzept; angegliedert normales Hospital (reine Ambulanz?) mit drei Ärzten, die auch nach den Bewohnern sehen. Angebot von Psychomotorik und Physiotherapie auch für ambulante Pat., spezialisierte Lehrer für Behinderte, Kooperation mit der benachbarten Universität mit Ausbildung in Logopädie und Psychomotorik. Laut dem Leiter der Abteilung Finanzierung für Essen, Medikamente und Gebäude durch den Staat, weitere Förderung durch Firmen- und private Spenden. Ich frage nach, warum das hier möglich ist und in Vinh es nach meinen Informationen keine dafür geeignete Institutionen gibt, werden alle etwas verlegen und berichten, dass die Förderung von Behinderten hier nach Region und Provinz sehr unterschiedlich sei. Ich hinterlasse im Namen des Vereines 100 Euro als Spende.

25.10.-29.19.2017
Über Saigon fliegen wir Richtung Norden nach Hoi An, einem netten alten Küstenstädtchen, das als Weltkulturerbe aber mittlerweile von überwiegend asiatischen Reisgruppen „geflutet“ wird.

Wir sind insgesamt drei Tage gut damit beschäftigt, Gegenstände zu kaufen, die wir hier in Deutschland für den Verein auf diversen Veranstaltungen für den Verein weiter verkaufen können.

29.10.17
Morgens packen wir erst einmal die drei Zusatztaschen und starten um 11:00 mit dem Taxi Richtung Da Nang, der Zug geht um 12:45. Kommen trotz Straßensperre wegen eines Festivals pünklich an. Der Taxifahrer sieht aus wie 16 Jahre alt, ist aber 24 und kommuniziert mit uns über der Google-Translater, was relativ gut funktioniert. In Da Nang bekommen wir nach Vorlage des Handys mit der Email ohne Probleme die Fahrscheine und können auch nach Öffnen der Türen zum Bahnsteig in unserer Wagon einsteigen. Wir sind vom 6-Abteil auf das 4-Abteil hochgegraded worden und bekommen keine weiteren Gäste in unser Abteil, was eigentlich ein wenig schade ist.

Dann rattern wir insgesamt 8 Stunden erst an der Küste entlang, dann durchs Landesinnere bis wir um 23:00 etwas Vinh erreichen. Ernährung ist kein Problem, an jedem Bahnsteig bekommt man was zu überhöhten Preisen durchs Fenster gereicht oder man bekommt nach Vorbestellung eine Portion Reis mit Frühlingsrollen, sogar auf Wunsch vegetarisch (dafür kriegt man aber auch nur eine Rolle !). Um 23:00 suchen wir einen Taxifahrer, der uns zum  Hotel an der Küste bringt. Insgesamt extrem wenig  Begeisterung, einer erbarmt sich und sucht nach einer halben Stunde mit uns das Hotel Hai Au, gemeinsam finden wir es dann. Wir hatten schon Angst, der setzt uns aus und läßt uns alleine das Hotel finden. Wir machen das Hotel wach, sind aber wohl die einzigen Gäste und fallen rasch in den Schlaf.

30/31.10.
Frühstücken mit der netten vietnamesischen Familie am Nebentisch um 8:00. Paul und Anna waren vorher schon am Strand und hatten Stress mit der Hotel-Mutter, die die beiden nicht ohne Frühstück aus dem Haus gehen lassen wollte.

Dann gibt es Kommunikationsprobleme, ob das Heim uns abholt oder das Hotel uns zum Heim bringt. Zum Schluss holt uns das Heim um 10:00 mit dem Wagen ab.

Wir werden von Sr. Lan, der Chefin und zwei weiteren Schwestern abgeholt und nach herzlicher Begrüßung geht es zum Heim. Dort werden wir ebenfalls freundlich begrüßt und laufen erst mal durchs Gebäude. Insgesamt aus meiner Sicht guter Zustand, weiterhin Probleme mit Wasserschäden in diversen Decken. Muss ich genauer mit Kim klären.

Heim_Vinh_2017
Heim in Vinh

Die Medikamente, die Blutdruckmessgeräte und insbesondere die Körper-Lotionen werden sehr dankbar entgegen genommen. Die Gummibärchen landen sowohl bei den Kindern wie auch als Nachtisch auf dem Mittagstisch.

Dann fange ich an, die Kinder nach zu untersuchen und finde nach einigen Mühen auf dem Arzneimittelschrank eine Kiste mit unseren Karteikarten. Insgesamt gute Stimmung unter den Schwestern und den Kindern. Allgemein guter Zustand, soweit möglich.

Wir zählen insgesamt 31 Kinder anwesend im Heim und 19 Schwestern beim Abendessen, gesamt seien derzeit 21 Schwestern da.

Von den Schwestern kenne ich nur noch wenige, viele scheinen neu zu sein. Nach meinen Berechnungen sind seit 2015 2 Kinder verstorben und insgesamt 8 wieder nach Hause in die Familie zurückgekehrt. Dafür sind insgesamt 7 neue Kinder im Heim vorhanden. Aktuell also 31, davon 20 Mädchen/Frauen und 11 Jungen.

Bis Dienstagnachmittag habe ich mit Hilfe von Anna und Paul alle Kinder nachuntersucht, Anna war bei allen Untersuchungen dabei und hat jeweils auch eine vorsichtige Einschätzung aus sonderpädagogischer Sicht versucht, was sehr hilfreich war.

Der Haut- und Ernährungszustand der Kinder ist weiterhin gut, wenig Ekzeme und kein Zahnfleischbluten. Ebenso hat sich kein Kind wundgelegen, was bei dem Schweregrad der Behinderungen ein kleines Wunder ist. Insgesamt wurde auch mehr für die Beschäftigung der Kinder gesorgt, bei einigen Kindern finden sich Spielzeug im Bett, bei einem Kind sind auf einer Schnur Gegenstände wie Becher zu finden, mit denen das Kind Krach machen kann. Am Nachmittag bin ich sehr positiv überrascht: Viele Kinder werden aus den Betten geholt und zum Teil in den Rollstuhl mobilisiert oder laufen im Hof durch die Gegend. Insgesamt dabei gute und fröhliche Stimmung, es wird was gesungen und geklatscht. Es fällt ein sehr fröhlicher und freundlicher Umgang mit den Kindern auf.

Ein Kind, bei dem mir 2015 ein Hydrocephalus aufgefallen war, ist mittlerweile mit einem Shunt operativ versorgt, ein zweites neues Kind hat ebenfalls im Jahr 2015 seine Shunt-Operation gehabt. Die Nachsorge wird laut Auskunft der Schwestern über die Eltern organisiert.

Am Dienstagmittag werden Anna und Paul nach einer ausgedehnten Foto-Session mit allen möglichen Beteiligten nach Vinh zum Bahnhof gefahren, um ihre Reise nach Hanoi fortzusetzen. Ich untersuche die verbleibenden Kinder und versuche dann, etwas über die Anfallshäufigkeit in Erfahrung zu bringen. Da kommt aber der Google-Translater an seine Grenzen, wobei der in der Version Englisch/ Vietnamesisch gar nicht schlecht ist, man bekommt ungefähr raus, was gemeint sein könnte. Das muss ich mit Kim noch mal  neu versuchen.

Mit Hoa mache ich ein paarmal versucht zu malen, die hatte ja früher mit Sam in einem Bett gelegen und die beiden hatten gemalt, Hoa wirkt insgesamt sehr zurückgezogen. Anna hatte versucht, sie mit einem optischen Aktivierungsprogramm auf dem iPad zu stimulieren, was auch recht gut ging. Ich habe dann ein paar Blumen, ein Haus und einen Baum gemalt. Die hat Hoa dann nachgemalt,  da fehlt zwar einiges, aber da wäre noch viel zu aktivieren.

Ich habe das mit einer Schwester diskutiert, die meinte, dass Hoa die Spitzen der Stifte abbricht, müssen wir auch mal mit Kim überlegen.

01.11.2017
Schlafe was länger und gehe erst um 8:30 frühstücken. Dann laufe ich am Strand lang, ziemlich kurios. Irgendwie ist dieses Cua Lo eine Geisterstadt mit ganz vielen Hochhäusern, die 3-Sterne-Hotels darstellen. Am Strand Hunderte von Imbissbuden, die aber meistens geschlossen sind. Es ist wahrlich Nachsaison. Der Strand ist mit Müll überladen und kein einziger Gast zu sehen. Mir werden immer wieder Massagen angeboten. Werde im Hotel gefragt, ob ich ein Mittagessen bestellen möchte, was ich erst einmal verneint habe. Als dann die Familie Mittagessen hat, laden sie mich an ihren Tisch ein, da wollte ich dann nicht unhöflich sein. Schmeckt gut…

Werde dann um 12:00 abgeholt, die Kinder machen Mittagsschlaf und dann kommt Yi und begrüßt mich sehr herzlich. Sie sei jetzt auf einem Bauernhof zusammen mit 10 anderen Schwestern eingesetzt, wo sie Getreide anbauen. Sie sei traurig, dass sie nicht mehr hier sei, aber da hätten Schwestern gefehlt. Nach vielem Drücken von Yi verziehe ich mich zu den Kindern und beschäftige mich mit Hoa. Die kann recht gut einfache Figuren abmalen, bei komplexen Vorgabe geht es dann doch ziemlich durcheinander. Einfache Figuren wie „Blume“ werden ohne Vorgabe gezeichnet, komplexere Vorgaben wie Fisch gehen aus dem Gedächtnis nicht, nach Vorlage von Bildern aus Google geht es auch nur ziemlich dürftig. Wenn ich dann auf fehlende Teile wie Auge oder Schwanzflosse hinweise, werden diese zwar ergänzt, aber der Fisch ist ziemlich „archaisch“.

Wir müssen mal überlegen, wo die Malstifte und Vorlagen für Hoa sind. Ich denke anmalen kann sie auf jeden Fall.

Yi muss wieder zurück und verabschiedet sich wieder herzlichst.

Dann gehe sich zu einer jungen 20-jährigen Frau, die eine schwere Bewegungsstörung hat, die ihr eigentlich kaum eine Körperkontrolle zulässt. Sie ist nur schwer zu verstehen, versucht aber sofort Kontakt aufzunehmen und mich mit „Hello“ zu begrüßen. Zählen geht bis mindestens 20, Rechnen im 10-Raum nicht. Eine weitere Kommunikation gelingt mir ohne Dolmetscher nicht.

Nach 15:00 kommen Besucher und kümmern sich um einzelne Kinder. Einzelne Kinder laufen durch die Gegend oder werden in so was wie einen Laufwagen mobilisiert. Ein schwer behindertes Kind ist damit ziemlich unterwegs und erkundet alles mögliche, u.a. die Reifen des Autos. Das Mädchen mit dem Down-Syndrom hat aber alles im Griff.

Das Abendessen ist mal wieder ein Abenteuer. Es wird in zwei Schichten gefüttert/gegessen. Die Portionen und der Inhalt ist ansehnlich und z.T. ist auch eine Anpassung an die Schluckleistungen erfolgt, d.h. mehr oder weniger passierte Kost. Das Füttern im Liegen insbesondere bei den schwerer  betroffenen Kindern ist unverändert für mich ein Wunder; da müssten eigentlich viel mehr Lungenentzündungen und ähnliches auftreten. Aber irgendwie geht es immer gut. An dem Thema beiße ich mir auch die Zähne aus, evtl. mache ich morgen mal eine Fortbildung über das Schlucken.

Nach dem Füttern sehe ich mit viel Vergnügen die Früchte unserer Fortbildungen in Hanoi. Quin, die mich auch immer mit dem Auto zum Hotel fährt, zeigt mir, was sie an Mobilisation und basale Stimulation gelernt hat. Ich bin begeistert: Sie holt diverse Kinder noch mal aus den Betten und läuft mit denen ein paar Runden. Dann kuschelt sie mit Huong (unserem Träumer) und stimuliert ihn zu allen möglichen Reaktionen. Dann kommt rhythmischen Klatschen und Singen für den ganzen Raum, das Ganze mit so viel Liebe, Zuwendung und Spaß… Da ging mir das Herz über!

Dann wird mir das Mittagessen für morgen präsentiert: 2 lebende Hühner und 2 lebende Enten, die dann umgehend geschlachtet, gerupft und ausgenommen werden. Völlig normal hier und ich stelle mich so an, wenn ich mal einen Hahn schlachten muss.

02.11.207
Treffen uns mit Kim, Günther, Jill und Mark, die in der Nacht angekommen sind gegen 8:00 zum Frühstück und versuchen den Tag zu sortieren, gegen 8:30 sind die Schwestern vom Heim auch schon da, um uns abzuholen.

Im Heim angekommen, machen wir einen Rundgang und versuchen uns eine Plan für die nächsten Tage zu machen.

Probleme:

  • Füttern im Liegen
  • Alle Spielsachen sind verschwunden
  • Ein Wassertank im DG war bei Pauls Inspektion des DG übergelaufen und das ganze Wasser ist in die Decke gelaufen
  • Feuchtigkeitsschäden an diversen Decken

Gut:

  • Allgemeinzustand der Kinder ist gut
  • Es riecht sauber und kein bisschen nach Heim bzw. Urin
  • Mehr Kinder als früher sind mobilisiert bzw. Im Innenhof unterwegs
  • Hautzustand nur bei den neu aufgenommen Kindern problematisch

Wir beschließen folgendes:

  1. Kim macht noch mal klar, dass wir nicht mehr für das Gebäude und dessen Unterhaltung verantwortlich sind.
  2. Wir drängen weiter darauf, dass Schwestern nach Hanoi zum Dorf der Freundschaft fahren, um sich weiterbilden.
  3. Ich mache morgen eine Fortbildung über Schlucken und Schluckstörungen incl. Selbsterfahrung für die Schwestern.
  4. Wir hinterlassen morgen 2500 Euro, um die Fortbildung der Schwestern weiter zu ermöglichen und dem Heim etwas Luft zu geben, um notwendige Anschaffungen/Reparaturen zu gewährleisten.

Über Kim bekomme ich noch folgende Informationen:

  • Die Kopf-OPs der Kinder mit dem Wasserkopf waren schon vor der Aufnahme im Heim erfolgt, die jährlichen Nachkontrollen im Krankenhaus werden durch die Eltern organisiert und auch bezahlt.
  • Als „katholisches“ Heim gibt es keinerlei Anspruch auf staatliche Hilfe.
  • Über die Medikamenten-Gabe entscheidet Sr. Chin als ausgebildete Krankenschwester. Nur bei schwierigen Problemen werden die Ärzte, meist dann im Krankenhaus zu Rate gezogen.

Den Nachmittag verbringen wir mit Spielen mit den Kindern, ich maile mit einem Kollegen (Chef der Neurochirurgie der Uni Bonn), der mir Hinweise für die Kontrollen der Kinder mit einem Wasserkopf gibt.

Um 17:00 wieder Abendessen und um 18:00 geht es zum Hotel zurück. Günther ist so fertig, dass er gleich ins Bett geht.  Vorher haben wir noch überlegt, wie lange wir noch bleiben wollen. Da wir bis morgen alles wichtige geregelt haben sollten, werden Kim, Günther und Familie am Samstag abfahren und ich überlege, ob ich nicht morgen Abend nach Hanoi fliegen sollte, um noch was Zeit für eine Tour ins nördliche Bergland von Vietnam (z.B. Sapa) zu haben.

03.11.17
Packe morgens meinen Rucksack und zahle schon mal. Nach netten Frühstück herzlicher Abschied von der Familie des Hotels. Die haben es auch nicht einfach. Beide Schwiegersöhne sind im Ausland, einer in Norwegen und einer in Polen, um dort als Koch zu arbeiten. Die Tochter, die mit dem Koch, der zur Zeit in Polen sei, habe sich über den Aufenthalt in Polen eine Arbeitserlaubnis für die ganze EU erworben und sei zur Zeit in Deutschland auf Arbeitssuche, ob wir nichts wüssten….

Um 9:00 werden wir abgeholt, dann geht es erst mal zum Flughafen, um meinen Flug umzubuchen. Extrem unfreundliche Mitarbeiterin am Flughafen, die ziemlich beleidigt ist, was ich ihr denn für eine Arbeit aufhalse. Gegen 50 Euro Gebühr mit allen Stempeln erhalte ich dann gnädiger Weise die Umbuchung für einen Flug von Vinh nach Hanoi für heute Abend um 21:00. Das Ganze hat mindestens eine dreiviertel Stunde gedauert.

Dann geht es auf die Bank, um das Geld (500 Euro wie beschlossen) an das Buddhisten-Kloster südlich von Hanoi (s. Reisebericht 2015) zu überweisen. Auch das erweist sich als äußerst komplexe Angelegenheit, die eine gefühlte halbe Stunde dauert. Kurz vor 11:00 sind wir erst wieder im Heim. Ich schaue mir noch mal die Fütterungstechnik im Liegen an und wundere mich unverändert, wie das eigentlich funktionieren kann.

Um 11:00 Mittagessen, wir haben etwas Geld für ein besonderes leckeres Essen für alle gespendet und daher gibt es Köstlichkeiten, insbesondere Kim ist über die gedünsteten Hühnerdärme incl. Originalinhalt sehr begeistert, habe mich nicht ran getraut. Daneben aber viele andere leckere Sachen.

Dann halte ich noch einmal einen Vortrag über den Vorgang des Schluckens und wiederhole noch mal in der Küche das Experiment einer Physiotherapeutin, die früher das Hein mal besucht hat: „Schlucken im Liegen“. Mark und Sr. Chin (die Krankenschwester, die mich bei den Untersuchungen der Kinder unterstützt hat) werden ausgeschaut, setzen sich in der Küche auf Matten und trinken erst einmal einen ordentlichen Schluck Wasser im Sitzen. Dann müssen die beiden sich hinlegen und bekommen eine ordentliche Portion Wasser in den Mund geschüttet. Mark kommt ans Husten, Chin konzentriert sich und schafft das Ganze ohne Husten, kommt aber rasch wieder hoch und berichtet, das sei aber schwer. Ich habe noch mal darauf hingewiesen, dass sie es mit ihrer Fütterungstechnik den  geschädigten Kindern es noch schwerer machen würden und Essensreste  in der Lunge zu Lungenentzündungen führen. Mal sehen, wie das heute Abend aussieht.

Jill, Mark und ich sitzen im Innenhof, spielen mit den Kindern, von denen nach dem Mittagsschlaf doch viele in Rollstühle, Gehwagen und allesmögliche mobilisiert werden. Zwischendurch ist über die Hälfte der Kinder irgendwie aus den Betten raus.  Nette und sehr herzliche Atmosphäre. Das Fixierungsproblem ist etwas gemildert, es sind zwar nicht alle Ketten weg, aber überall ist Polstermaterial unter den Fixierungen und der Konstruktion, die gestern genäht wurde, scheint zumindest als Provisorium zu funktionieren.

Bei den Fütterungen der Kinder ab 17:00 werden doch tatsächlich alle Kinder entweder im Sitzen oder mit erhöhtem Oberkörper gefüttert. Ich lobe alle ganz doll und mache hier und dort noch ein paar Verbesserungsvorschläge. Bin mir immer so unsicher, wie das aussieht, wenn wir wieder weg sind.

Die Schwestern fangen dann um 18:00 mit uns (Jill, Mark und mir) an Abend zu essen und wir drehen Röllchen aus Reispapier mit diversen Inhalten. Um 18:20 kommen dann Kim und Günther vom Flughafen bzw. Reisebüro zurück. Die beiden fliegen jetzt schon am Sonntag Abend nach Hause.

Ich muss meinen Flieger kriegen, Jill und Mark ihren Zug nach Da Nang…. Aber irgendwie klappte das ja in Vietnam so ähnlich wie mit dem Straßenverkehr. Man denkt immer, das klappt doch nie und gleich gibt es einen Riesen-Unfall, aber hinterher ist alles wieder gut. Nach herzlichem Abschied sitze ich um 21:00 im Flieger und bin gegen 23:00 im Hotel in Hanoi nahe des Schildkrötensees. Bin noch nicht in der Lage, ins Bett zu gehen und laufe zum See. Dort haben die für das Wochenende alles abgesperrt und eine große Fußgängerzone aus der Straße um den See gemacht. Setze mich auf einer der vielen kleine Hocker, hole mit für 72 Cent eine Dose Bier am Straßenrand und ein paar Sonnenblumenkerne zum Knabbern. Telefonieren nach Hause und so gegen 1:00 bin ich wieder im Hotel.

04.11.-7.11.
Mache noch ein wenig Reise-Programm:

Samstag bin ich in diversen Musen und für den Abend bekomme ich noch eine Karte in der Staats-Oper von Hanoi. Es spielt ein Orchester aus London mit jeder Menge bekannter Klassik-Stückchen. Tolles Gebäude aus 1911 mit hochgezogen Balkon-Reihen. Anscheinend hohe Gäste, das Fernsehen ist mit diversen Teams da. Ich komme in Kontakt mit einem Österreicher, der zur Zeit im Auftrag eines chinesischen Unternehmen den Markt in Vietnam erkunden soll. Vorher war er 10 Jahre in Brasilien.

Am Sonntag mache ich dann eine Tagestour in eine Bergregion in der noch diverse Thai-Dörfer besichtigt werden können. 2 Stunden Fahrradfahren durch die diversen Dörfchen. International aufgestellte Gruppe, nett.

Montag bummele ich noch durch Hanoi und bin dann abends auf dem Flughafen, der Rückflug ist sehr angenehm, relativ viele freie Plätze und man hat was Platz.

Bonn, den 08.11.2017
Rolf Biniek