Friedenskinder helfen in Kambodscha

KamboWenn die Kinder zur Schule gehen, halten sie den Schlüssel zum Weg aus der Armut in ihren Händen. Im Waisenhausprojekt der Friedenskinder in Kambodscha ist deshalb Bildung so wichtig wie Essen, Trinken und Zuwendung.
RZ Koblenz und Region vom Dienstag, 4. September 2012, Seite 18 (0 Views)
„Ich habe bei einem anderen Projekt in Kambodscha gearbeitet. Da waren die Menschen schon arm. Aber als ich das Waisenhaus kennengelernt habe, habe ich gesehen: Hier ist die Situation noch viel extremer!“
Arevik Simonyan ist Projektleiterin für den Verein Friedenskinder
RZ Koblenz und Region vom Dienstag, 4. September 2012, Seite 18 (0 Views)
Friedenskinder helfen in Kambodscha
Waisenprojekt In dem von einem ehemaligen Mönch geleiteten Haus leben derzeit 21 Mädchen und Jungen
Von unserer Redakteurin
Doris Schneider
M Koblenz. Das Leben besteht häufig aus einer Aneinanderreihung von Zufällen: Als die jetzt 31-jährige Koblenzerin Arevik Simonyan noch während der Zeit ihres BWL-Studiums in einer Nicht-Regierungsorganisation in Kambodscha arbeitet, wird sie auch auf das Waisenhaus der kleinen privaten Hilfsinitiative KFKO (Khmer for Khmer Organization) aufmerksam. „Ich habe in einer Schule gearbeitet, die war schon sehr arm, aber als ich das Waisenhaus gesehen habe – das war noch schlimmer“, sagt die junge Frau. Beeindruckt ist sie aber von den Menschen im Haus: dem ehemaligen Mönch, der es leitet, seiner Frau, die als Hausmutter und Köchin für die drei Mahlzeiten am Tag sorgt und dem Assistenten. 21 Mädchen und Jungen leben in dem Haus, zwischen 4 und 15 Jahren sind sie alt.
Arevik Simonyan will helfen. Sie bettelt ein bisschen Geld bei Freunden zusammen, eine Facebook-Gruppe bringt ein bisschen mehr. Und dann kommt der zweite Zufall ins Spiel: Die junge Frau, die vor 18 Jahren mit ihren Eltern aus Armenien nach Deutschland gekommen ist, kommt in Kontakt zum Koblenzer Verein Friedenskinder. Sie berichtet von dem Waisenhaus, das ihr zur Herzensangelegenheit geworden ist.
„Und dann sind wir hingefahren“, berichtet Mitstreiter Wilhelm Bodewig von den Friedenskindern. Denn leider gibt es auch immer wieder Menschen, die sich unter dem Deckmantel der Hilfsbedürftigkeit selbst bereichern. Zehn Tage haben die beiden Koblenzer mit den Kindern und ihren Betreuern verbracht, haben die Bücher geprüft, gesehen, wie das Alltagsleben abläuft und wie die Mädchen und Jungen in der öffentlichen Schule auch noch Zusatzunterricht bekommen, damit sie später einmal eine Chance auf ein besseres Leben haben. Da kommen auch rund 50 Kinder aus dem angrenzenden Armenviertel dazu. Denn ohne Bildung ist ein Ausbrechen aus den Slums von Kambodscha nicht möglich.
In Siem Reap, wo das Haus liegt, liegen im Übrigen größte Armut und größter Reichtum ganz dicht nebeneinander. „Die Stadt wird wegen ihrer Nähe zu den Tempelanlagen von Angkor Vat jährlich von rund 1,5 Millionen Touristen besucht“, berichtet Bernd Wangelin, Vorsitzender des Vereins Friedenskinder. „Darunter sind Pädophile, die sich an Kinder heranmachen“, wie wir von Verantwortlichen der Hilfsorganisationen aus Siem Reap erfahren haben.“
Die meisten Kinder, die im Waisenhaus leben, sind übrigens keine echten Waisen. Es sind Kinder, deren Vater abgehauen oder ins Ausland zum Arbeiten gegangen ist und deren Mutter sie nicht versorgen kann. Kinder, die bei ihren Großeltern gelebt haben, bis die zu alt wurden, sich um sie zu kümmern. Und manchmal Kinder, die von ihren Eltern im Haus abgegeben werden: „Wir können sie nicht ernähren, sie müssen bei uns verhungern“, sagen die Eltern. Mit einem festen monatlichen Budget sorgt der Koblenzer Verein dafür, dass das nicht passiert.
Z Infos und Kontakt zum Verein: Friedenskinder e. V., Bernd Wangelin, Telefon 0261/772 88, Internet: www.friedenskinder.de
RZ Koblenz und Region vom Dienstag, 4. September 2012, Seite 18 (0 Views)