Koblenzer planen weitere Schule in Kenia

Von unserer Redakteurin Doris Schneider
Koblenz/Nakuru. Noch voller Eindrücke sind die Mitglieder des Vereins Friedenskinder, die von einem 13-tägigen Besuch des Schulprojekts in Kenia zurückgekommen sind. Der Koblenzer Verein unterhält in der Nähe von Nakuru, der mit rund 270 000 Einwohnern viertgrößten Stadt in Kenia, eine Vorschule: die Mirisa-Academy. 90 Kinder zwischen drei und sechs Jahren werden hier unterrichtet. Die Hilfsaktion unserer Zeitung HELFT UNS LEBEN arbeitet in einigen Projekten eng mit den Friedenskindern zusammen.
„Unsere Schule macht eine fantastische Arbeit“, schwärmt Paul Sauer, einer der Initiatoren des Projekts, im RZ-Gespräch. Die Kinder in Kenia müssen mit sechs Jahren bei Aufnahme in die staatliche Schule eine Prüfung ablegen. „Und da sieht man immer, dass sie sehr gut vorbereitet sind.“
Denn Bildung, da sind sich alle Mitglieder einig, ist der Schlüssel zur Selbsthilfe. Deshalb plant der Verein jetzt auch den Bau einer Art Grundschule in unmittelbarer Nähe zu der Vorschule. „Auch dafür war der Besuch in Kenia gut, wir haben enge Kontakte zu Bildungspolitikern knüpfen können, die den Bau sehr befürworten“, sagt Sauer. Zwar gestaltet sich der Grundstückskauf noch ein bisschen schwierig, aber Vereinsvorsitzender Bernd Wangelin ist überzeugt, dass es nur eine Frage der Zeit ist.
Die Zeit in Kenia hat die siebenköpfige Koblenzer Delegation gut genutzt. Denn es ist eins der Prinzipien der Friedenskinder, dass man sich immer an Ort und Stelle selbst vom Fortgang der Projekte überzeugt und enge Kontakte zu den Verantwortlichen im Land hält. Dass die Vereinsmitglieder die Reisekosten selbst tragen, ist selbstverständlich.
Die Schule ist viel mehr als eine Schule, das zeigt sich immer wieder, berichtet der Koblenzer David Wangelin. So bekommen die Mädchen und Jungen zum Beispiel morgens Porridge zum Frühstück und mittags einen warmen Eintopf aus Reis, Bohnen und anderen Gemüsen, die im Schulgarten angebaut werden. Allein schon deshalb schicken die Eltern ihre Kinder regelmäßig – zuletzt sogar in den Ferien, weil die Nahrungsmittel in Kenia durch die Hungersnöte in anderen Teilen Afrikas immens teurer geworden sind.
Aus diesem Grund hat der Koblenzer Verein während seines Besuchs auch eine zusätzliche Lebensmittelverteilung organisiert: Rund 160 Familien wurden zu der Verteilung eingeladen und bekamen Reise, Mais und Bohnen, die Hauptnahrungsmittel in Kenia.
Dass die Kinder in der Schule gesund sind, zeigt die jährliche ärztliche Untersuchung, die ebenfalls in die Zeit des Besuchs aus Koblenz fiel. „Unsere Kinder haben blanke Augen und kaum Krankheiten“, sagt Paul Sauer stolz. Die Ärzte, Schwestern und Pfleger nutzten außerdem die Gelegenheit, den Familien der Kinder grundlegende Infos zu Ernährung und Hygiene zu vermitteln.
Hygiene war auch ein Thema bei dem Erste-Hilfe-Kurs, den ein Friedenskinder-Mitglied bei Lehrern, Gärtnern und anderen gehalten hat. Im Vordergrund standen typisch kenianische Unfälle wie zum Beispiel Verbrennungen, denn die Kinder fallen oft in das offene Feuer vor den Hütten. Damit die Mütter die Schulkleidung besser pflegen können, wurde außerdem Nähmaterial gekauft und verteilt.
Ihren Aufenthalt nutzten die Vereinsmitglieder natürlich auch wieder, um zu arbeiten. So war die Entwässerungsrinne an der neuen Schulmensa dilettantisch angebracht und musste abgerissen und neu festgemacht werden. Außerdem wurde ein weiterer Tank gebaut. Denn Wasser ist ein wichtiges Gut in Kenia. „Unser Schulgarten ist super in Schuss“, freut sich Paul Sauer. Und das muss er auch bleiben, damit auch weiterhin der traditionelle Maisbrei Ugali für die Kinder gekocht werden kann.
Bei all der Arbeit durfte eins nicht vergessen werden: das Feiern. Ein großes Fest mit den Familien der Schulkinder und Offiziellen stand auf dem Reiseplan. „Es war wahnsinnig, welchen Spaß alle hatten“, sagt Paul Sauer. „Alle Kinder hatten was vorbereitet, sangen und tanzten“, erzählt Davis Wangelin.
Da konnte sich die Gruppe aus Koblenz nicht lumpen lassen. Nachdem die kenianische Nationalhymne gesungen worden war, schmetterten die Deutschen auch ihre. Und sie wurden beschenkt: Mit Schildern und Schwertern ausstaffiert, dürfen sie sich jetzt zu den Massai zählen.
Y Weitere Fotos finden Sie bei uns im Internet unter www.rhein-zeitung.de/koblenz
RZ Koblenz und Region vom Samstag, 5. November 2011, Seite 23 (0 Views)