Koblenzer Verein verhilft zu Frieden und Brot

Koblenz. Der Koblenzer Verein Friedenskinder unterstützt Kinder, die von Krieg, Armut, Krankheiten und Katastrophen betroffen sind. Seine Arbeit verteilt sich auf ganz verschiedene Länder. Eines davon ist Ruanda. Dort erfolgt die Unterstützung mit mehreren Projektpartnern. In Kigali fördert Friedenskinder den Verein Association des Jeunes de Saint Charles Lwanga (AJECL). Über die Projekte berichtete jetzt der katholische Priester Théogène Iyakaremyie bei der Mitgliederversammlung in Arzheim.

Mit dem Ausbildungsprogramm will der Verein helfen, den Kreislauf der Armut zu durchbrechen, erklärte Father Théogène. Bernd Wangelin, Vorsitzender der Friedenskinder, betont: „Das ist ja auch das Ziel unseres Vereins.“ Die Partnerschaft zwischen dem Koblenzer Verein und dem aus Ruanda besteht seit Januar 2015, erklärt Christoph Fischer, Projektleiter für Ruanda. Durch die Unterstützung von Friedenskinder ist es AJECL zum Beispiel möglich, jungen Menschen bis 30 Jahren eine Ausbildung in verschiedenen Berufsfeldern anzubieten. Dazu zählen Metallberufe wie Schweißer, Textilberufe wie Näher oder Schuhmacher oder das Friseurhandwerk. Projektleiter Fischer betont: „Unsere Mittel werden vor allem in diese Ausbildung gesteckt.“

Die Ausbildung erfolgt in einem Zentrum in Mageragere. Dort werden die Auszubildenden vor allem in praktischen Fertigkeiten trainiert, zum Beispiel in der Arbeit mit einer Strickmaschine. So ist es den Menschen im Anschluss möglich, ihre Produkte zu verkaufen und sich somit eine Existenz aufzubauen. In Ruanda ist das nämlich nicht so einfach – es gibt nicht wie hierzulande einen Arbeitsmarkt, auf dem Menschen eine Anstellung bekommen. Vielmehr dient die Ausbildung, die von dem Koblenzer Verein Friedenskinder gefördert wird, meist als Sprungbrett, um ein eigenes Geschäft zu gründen.

Dem ruandischen Priester liegt neben der Ausbildung noch ein ganz anderer Punkt am Herzen: die Friedenserziehung. Er betont, dass die Grundidee auf den Krieg und Völkermord zwischen zwei Gruppen innerhalb Ruandas, den Tutsi und den Hutu, zurückgeht. Dabei sind viele Ruander gestorben, geflohen oder verhaftet worden, sodass viele Kinder keine erwachsene Bezugsperson mehr hatten. Mit seiner Friedenserziehung möchte Father Théogène verhindern, dass der Hass in der jüngeren Generation weitergegeben wird. Er möchte die Spaltung unterbrechen und die Menschen vereinen, sagt er.

Susanne Schweigel, Friedenstrainerin aus Bayreuth, erklärt: „Die Leute lernen also, Schuhe und Kleider herzustellen, aber nicht ohne mit dem Gedanken der Friedenserziehung in Kontakt zu kommen. Das legt sich wie ein Mantel über alles.“ Damit, davon ist der ruandische Priester überzeugt, sind die Menschen, die diese Erziehung erlebt haben und ihr eigenes Geld verdienen, weniger gefährdet für Manipulation und Hass.

Solche Friedensgruppen hat es zwar auch schon vorher gegeben, erzählt Father Théogène, doch erst durch die Hilfe des Koblenzer Vereins konnten sie sich weiterentwickeln. Der Beitrag des Vereins zur Friedensarbeit in Ruanda macht Bernd Wangelin glücklich: „Wir sind froh, rund 3000 Kindern und Jugendlichen bei der Genozid-Bewältigung geholfen zu haben. Wir werden dort weitermachen.“

Als nächster Schritt ist ein Agrikulturprojekt an einer ruandischen Schule geplant. Ursula Ohly, eine ehemalige Lehrerin aus Vallendar, arbeitete sechs Jahre an einer Grundschule in Kirenge und ist nun an die benachbarte Rutabo-Schule gewechselt. Bernd Wangelin erklärt, dass sie dort das Projekt gründete: „Im Frühjahr war unser Mitarbeiter Dennis Mach, Agraringenieur von Beruf, für 14 Tage dort und brachte das Projekt mit Frau Ohly auf den Weg. Es ist gut angekommen und wird weiter ausgebaut.“

Gemeinsam mit der pensionierten Lehrerin Ohly hat der Agraringenieur Schulgärten angelegt. Denn Ruanda ist sehr fruchtbar, durch den vielen Regen und die Sonne kann meist bis zu dreimal im Jahr geerntet werden. Vor allem Maniok, eines der Hauptnahrungsmittel, Kochbananen und Kartoffeln werden dort angebaut. Die erste Ernte konnte schon eingebracht werden, freut sich Bernd Wangelin.

RZ Bericht von Annika Wilhelm

RZ-22.10.2019, Seite 18