Im Januar kommen die ersten i-Dötzchen

Nakuru 1Lernen, spielen, essen: Noch sind die Kinder in der Vorschule, die der Verein Friedenskinder schon vor einiger Zeit in der Nähe der kenianischen Stadt Nakuru errichtet hat. Wenn sie ein bisschen älter sind, können sie nebenan die neue Schule besuchen, die gerade gebaut wird.
RZ Koblenz und Region vom Samstag, 23. November 2013, Seite 14 (0 Views)

Im Januar kommen die ersten i-Dötzchen
Patenschaft Koblenzer Verein Friedenskinder baut in der Nähe der kenianischen Stadt Nakuru eine Art Hauptschule
Von unserer Redakteurin Doris Schneider
M Koblenz/Nakuru. Noch ganz erfüllt von ihren Eindrücken sind die Mitglieder der Koblenzer Friedenskinder, die im Herbst zwei Wochen lang beim Bau der Schule in Kenia geholfen haben. Die Schule ist fast so etwas wie eine logische Fortsetzung, sagen Petra Schmidt-Sauer und Paul Sauer im RZ-Gespräch. Denn nach einem Projekt, bei dem Paul Sauer gemeinsam mit Auszubildenden der Berufsbildenden Schule Betzdorf vor gut acht Jahren eine Wasserversorgung aufgebaut hat, entstand die Idee zu der Vorschule auf einem nahegelegenen Gelände. Und nun soll eine Art Hauptschule dazukommen.
Zwei Wochen war die achtköpfige Delegation der Friedenskinder (natürlich auf eigene Kosten) an Ort und Stelle, hat geholfen, Steine zu schleppen, hat Verhandlungen mit Lehrern geführt, Genehmigungen beantragt und sich viele andere Schulen angeguckt, um zu entscheiden, wie die eigene Schule aussehen soll. Acht Klassen sollen es später einmal sein, angefangen worden ist jetzt mit zwei Räumen. Das Büro und die Sanitärräume werden im ersten Bauabschnitt mit aufgebaut. In den kommenden Jahren soll – wenn alles gut läuft – die Schule dann Jahr für Jahr weiterwachsen, sodass jedes Jahr eine neue Klasse anfangen kann.
„Wir haben uns entschieden, nur etwa 35 Kinder pro Klasse aufzunehmen“, sagt Petra Schmidt-Sauer, die „im normalen Leben“ Förderschullehrerin ist und deshalb gut beurteilen kann, was an vielen staatlichen Schulen in Kenia gut und was schlecht läuft. Dass es in der Regel 60 bis 80 Kinder pro Klasse sind, findet sie zum Beispiel schlecht. Dass es kaum Unterrichtsmaterialien gibt und die Kinder außerdem oft hungrig zum Unterricht kommen, auch. „Wir werden das anders machen“, sagt sie. Die Lehrer sind jung und motiviert, ebenso wie die an der Vorschule, die der Verein schon betreibt. Die Kinder lernen an Gruppentischen. Und sie bekommen Essen.
Schon bei der Vorschule sorgt das nicht nur für eine höhere Motivation der Familien, die Kinder auch wirklich zur Schule zu schicken, sondern es gibt auch anderen rund um die Schule die Möglichkeit zu arbeiten und Geld zu verdienen – sei es durch den Verkauf von Lebensmitteln oder dadurch, dass sie als Köchinnen in der Schule arbeiten. „Es wird eine richtige Modellschule“, sagt Paul Sauer stolz.
Der Weg dahin war allerdings nicht einfach. Dadurch, dass der Koblenzer Verein sich weigert, durchaus übliche Bestechungsgelder zu zahlen, brauchen viele Formalitäten ewig lang. Und auch die Arbeitsweisen sind extrem unterschiedlich. „Die Steine, die an der Schule verbaut werden, werden an Ort und Stelle geschlagen und dann in Handarbeit aufgesetzt“, beschreibt Paul Sauer.
Um die ersten Räume zu bauen, waren jetzt 35 Arbeiter an Ort und Stelle, in Deutschland undenkbar. „Aber es wird“, sagt der 55-Jährige zufrieden. Ganz fest gehen die Friedenskinder davon aus, dass im Januar zum neuen Schuljahr die ersten i-Dötzchen die Schule in ihren Besitz nehmen können.
Wie für alles, wird auch dafür natürlich Geld benötigt. Und nicht nur für den Bau, sondern auch für die Unterhaltung der Schule. Zwar zahlen die Familien der Vorschüler mittlerweile auch einen kleinen Betrag, sodass die Lehrerkosten gedeckt sind, aber Patenschaften sind trotzdem dauernd nötig.
Auch darüber informieren Petra Schmidt-Sauer und Paul Sauer bei einem Vortrag am Dienstag, 26. November, 19.30 Uhr im Caritashaus St. Elisabeth in Arenberg. Interessierte sind willkommen.
RZ Koblenz und Region vom Samstag, 23. November 2013, Seite 14 (0 Views)