Koblenzer retten herzkranke Vietnamesen

VietnamEine Narbe – das ist alles, was das Mädchen immer an den schweren Herzfehler erinnern wird, der mithilfe von Spenden aus Koblenz behoben werden konnte. Der Verein Friedenskinder engagiert sich auch in Vietnam. In den nächsten Tagen werden weitere zwölf Kinder operiert.
RZ Koblenz und Region vom Mittwoch, 16. Februar 2011, Seite 18 (0 Views)

„Viele Tagelöhner oder Fischer verdienen nur 20 Euro im Monat, und eine Herz-Operation kostet zwischen 1200 und 2500 Euro. Diese Kinder müssten sonst sterben.“
Ba Hai Nguyen, als ehemaliger Flüchtling in Koblenz „gelandet“, betreut für den Verein Friedenskinder das Projekt in Vietnam.
RZ Koblenz und Region vom Mittwoch, 16. Februar 2011, Seite 18 (0 Views)

Friedenskinder-Kontaktmann Ba Hai Nguyen fliegt nach Hue, um weitere Operationen in die Wege zu leiten
Von unserer Redakteurin Doris Schneider
M Koblenz/Hue. Die Eltern im vietnamesischen Hue merken es meist, wenn die Babys ein paar Wochen alt sind. Die Kinder bekommen schlecht Luft, werden immer schwächer statt kräftiger. Ihr Herz arbeitet nicht richtig. Aber wenn die Familien kein Geld für die teure Operation haben – und das haben viele Familien in der armen Region nicht –, dann kann man nichts machen. Man kann dem Kind quasi nur beim Sterben zusehen.
34 Kinder in der Gegend rund um die zentralvietnamesische Stadt leben noch, weil sie mithilfe von Spendengeldern aus Koblenz in den vergangenen Jahren operiert werden konnten. Gestern ist der Projektleiter des Vereins Friedenskinder, Ba Hai Nguyen, nach Vietnam aufgebrochen. Im Gepäck eine Liste mit zwölf neuen Namen und Geld für die Operation der Kinder.
Schon seit neun Jahren organisiert die Ordensschwester Anna Hue Spenden für die Operationen von herzkranken Kindern, die aus besonders armen Familien stammen, berichtet Bernd Wangelin, Vorsitzender des Koblenzer Vereins Friedenskinder. Die kranken Kinder stammen meist aus Zentral- und Nordvietnam, wo der Krieg am stärksten tobte. Die Eltern sind Fischer, Bauern oder Tagelöhner, ihr Verdienst liegt oft nur bei 20 Euro im Monat. Eine Operation, die je nach Schwere des Falls zwischen 1200 und 2500 Euro kostet, ist für die Familien undenkbar.
Die Ordensschwestern konnten mit Spenden vor allem aus den USA und Kanada schon mehr als 1300 Operationen organisieren. Zuvor überzeugen sie sich an Ort und Stelle davon, dass die Familien wirklich bedürftig sind, finanzieren die Untersuchungskosten für die Kinder, notfalls auch deren Verpflegung in der Klinik. Denn in Vietnam gibt es keine Krankenhauskost, die Familien kommen selbst, kochen auf Feuerstellen im Hof und versorgen ihre Angehörigen.
Die Weltwirtschaftskrise aber bereitete auch den Helferinnen plötzlich riesige Probleme: „Hilfsorganisationen vor allem aus Kanada und den USA sagten ihre Spendengelder ab, plötzlich ging nichts mehr“, sagt Ba Hai Nguyen, der im Dezember 2008 einen Hilferuf von Schwester Anna Hue bekam. Er wiederum wandte sich an den Verein Friedenskinder, zu dem er auch aus seiner eigenen Geschichte heraus enge Verbindungen hat: Nguyen kam 1979 als einer der „Boat People“ aus Vietnam, weil sein Vater als südvietnamesischer Offizier inhaftiert war. Er durfte in Vietnam nicht mehr weiterstudieren, die Mutter hatte Angst, dass ihre Söhne für Nordvietnam in den Krieg ziehen mussten und schickte alle drei ins sichere Europa. Ba Hai Nguyen setzte sein Elektrotechnik-Studium in Deutschland fort, lebte sich unter anderem mithilfe der Koblenzer Familie Wangelin gut ein, gründete ein kleines Unternehmen, heiratete ein „Koblenzer Mädchen“ und lebt heute mit seiner Familie in Bonn. „Aber es war immer klar, dass ich meinem Land helfen will.“
Das tut er jetzt. In den nächsten zehn Tagen wird er Patientenbesuche machen und mit Bildern und Berichten die Hilfsaktionen dokumentieren. Geld aus Koblenz steht 2011 für 40 Operationen zur Verfügung. 40 Kinder werden ohne Beschwerden aufwachsen können. Ohne die Spenden würden die meisten von ihnen nicht älter als fünf oder sechs Jahre.
Z Weitere Informationen und Kontakt: Verein Friedenskinder, Vorsitzender Bernd Wangelin, Telefon 0261/772 88, E-Mail bernd.wangelin@friedens kinder.de, www.friedenskinder.de
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